ichrettedeinleben

07 – #ichrettedeinleben – Prof. Dr. Böttiger im Interview

#ichrettedeinleben- die Kampagne

Heute spricht Meike mit Prof. Dr. Bernd Böttiger, dem Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln. Er ist nicht nur leitender Direktor der Narkose-, Intensiv-, Notfall-, Schmerzmedizin, sondern auch Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rats für Wiederbelebung (GRC). Dieser wurde 2007 als interdisziplinärer Verein gegründet und widmet sich der Aufklärung, Ausbildung und Forschung zur Wiederbelebung.

Da der plötzliche Herzstillstand in Deutschland als die dritthäufigste Todesursache gilt, hat es sich der GRC zur Aufgabe gemacht, die Wiederbelebung stärken und betreibt seit 2009 mit der Aktion “Ichrettedeinleben” Aufklärung und und Ausbildung zur Wiederbelebung an Schulen. Prof. Dr. Böttiger erklärt, dass es wichtig ist, bereits früh zu lernen, wie man einen Menschen wiederbelebt, denn ähnlich wie dem Schwimmen oder Radfahren vergisst man dies dann in der Regel nicht mehr.

10.000 Menschenleben könnten gerettet werden

Bei einer höheren Verbreitung der Kenntnisse zur Wiederbelebung lassen sich laut Prof. Dr. Böttiger rund 10.000 Menschenleben pro Jahr retten. Während in Deutschland nur rund 20% der Bevölkerung mit unmittelbaren Wiederbelebungsversuchen beginnt, sind dies in Skandinavien weit über 60%. Seit 2014 gibt es auch in Deutschland eine Empfehlung der Kultusministerkonferenz, dass Wiederbelebung auf Landesebene in den Schulen verpflichtend gelehrt wird; konkret umgesetzt wurde dies bisher jedoch noch nicht flächendeckend. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung fordert von der Politik, die Ausbildung zur Wiederbelebung an unseren Schulen verpflichtend vorzuschreiben. Ziel ist es, dass die neue Koalition im Bund durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Länder unterstützt und so Schülern die Fähigkeiten zur Wiederbelebung vermittelt.

Erste-Hilfe ab Klasse 7 verpflichtend

Als konkrete Maßnahme zum Erreichen dieser Ziele hat der GRC gestern eine Petition an den Deutschen Bundestag mit dem Titel “Aktion Wir beleben Deutschland – Ich rette dein Leben, rettest du meines?” gestartet. Bisher waren die Bemühungen auf Bundesebene weder nachhaltig noch flächendeckend; so gibt es bis heute keine gesetzliche Verankerung für die Ausbildung zur Wiederbelebung in der Schule. Durch den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages besteht die Möglichkeit, Petitionen einzureichen, mit denen sich die Politiker beschäftigen müssen. Dafür sind mindestens 50.000 Unterschriften nötig, allerdings bekommt das Thema umso mehr Aufmerksamkeit, je mehr Unterstützer mit ihrer Unterschrift dazu beitragen. Alle profitieren von der Wiederbelebung; dabei spielen Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, gesellschaftliche Schicht und politische Orientierung keine Rolle. Trotzdem hat die Politik dieses wichtige Gesetzesvorhaben bislang nicht umgesetzt.

Warum wir zu Hause wissen müssen, was zu tun ist

Die meisten Kreislaufstillstände passieren zuhause; daher ist es wichtig, dass es in jedem Haushalt mindestens einen Lebensretter gibt. Durch die Ausbildung zum Lebensretter an den Schulen tragen Schüler ihr neu erlerntes Wissen mit Stolz nach Hause und dienen so als Multiplikatoren, sodass auch weitere Familienmitglieder davon profitieren und kinderleicht mit zwei Händen Leben retten lernen. Besonders im Familienalltag wird Erste Hilfe durch eine hohe emotionale Komponente geprägt. Prof. Dr. Böttiger kann Angehörigen aber die Angst vor Erster Hilfe in Familien nehmen, denn dass man sein eigenes Kind wiederbeleben muss, gilt als sehr unwahrscheinlich. Nur wenige hundert Kinder kommen pro Jahr in Deutschland in die Situation, außerhalb einer Klinik wiederbelebt werden zu müssen. Wenn es jedoch passiert, ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist.

Erste-Hilfe ist eine Bürgerpflicht

Bei Erwachsenen ist der plötzliche Hirntod deutlich wahrscheinlicher als bei Kindern. Nach wenigen Sekunden wird man bewusstlos und nach drei bis fünf Minuten beginnt das Gehirn abzusterben. Aus diesem Grund ist es wichtig, sofort zu reagieren, denn der Rettungsdienst trifft in der Regel erst nach acht bis neun Minuten ein. Zurzeit überleben lediglich eine von zehn Personen, da zu wenig Wissen über Wiederbelebung in der Bevölkerung vorhanden ist oder man sich nicht traut, aus Angst, etwas falsch zu machen. Hier macht Prof. Dr. Böttiger deutlich, dass es am schlimmsten ist, nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, bei dem Versuch der Wiederbelebung kann man nicht viel falsch machen oder den Zustand gar verschlechtern. Durch den Versuch einer Wiederbelebung durch Laien steigt die Überlebenschance um das dreifache. Daher bezeichnet Prof. Dr. Böttiger das Wissen über Wiederbelebung als Bürgerpflicht.

So einfach ist eine Reanimation

Wie reanimiert man? Zunächst prüft man, ob Lebenszeichen wie eine normale Atmung vorhanden sind. Wenn nicht, ist es wichtig, sofort den Notruf 112 anzurufen und dann unmittelbar mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Hierzu sind 100-120 Schläge pro Minute in 5-6 Zentimetern Tiefe bei erwachsenen Patienten nötig. Bei Erwachsenen sind meistens ein Herzinfarkt oder eine Herzrhythmusstörung die Ursache für den Kreislaufstillstand; bei Kindern ist jedoch Sauerstoffmangel die häufigste Ursache. Daher ist es insbesondere bei Kindern zwingend notwendig, den kleinen Patienten immer zuerst zu beatmen. Hierzu beatmet man immer fünfmal, indem man den Kopf leicht überstreckt und dann Mund zu Mund oder Mund zu Nase beatmet. Anschließend beginnt man mit der Herzdruckmassage und folgt dem Rhythmus 30x Herzdruck, 2x beatmen. Wichtig ist zudem, dass man mit der Wiederbelebung fortfährt, bis der Notarzt eintrifft!

Mach mit – jetzt unterschreiben

Mehr Informationen zu der Aktion findest du unter www.ichrettedeinleben.de und unter dem Hashtag #ichrettedeinleben. Den Link zu der Petition des GRC findest du hier: https://www.openpetition.de/petition/online/bundesweit-verpflichtende-einfuehrung-von-unterricht-in-wiederbelebung-spaetestens-ab-der-7-klasse

Denk daran: Je mehr Leute die Petition unterschreiben, desto intensiver wird sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit der Wiederbelebung befassen. Somit kannst du mit wenigen Klicks ganz einfach dazu beitragen, dass dieses wichtige Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt.

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