Passend zur Sommerzeit und den zahlreichen Outdoor-Abenteuern haben sich Meike und Alina im neuesten Podcast mit einer brennenden Frage auseinandergesetzt: Was sollte man eigentlich tun, wenn man von einer Zecke gebissen wird? Wir alle kennen die Mythen und Ratschläge, die uns unsere Eltern mit auf den Weg gegeben haben, aber sind sie überhaupt noch aktuell? Und vor allem, welche wichtigen Informationen sollten Eltern heutzutage wirklich kennen?
Alina, Ärztin in Weiterbildung zur Kinder- und Jugendmedizinerin und Mutter einer Tochter, und Meike, Rettungssanitäterin, Mutter eines Sohnes und Mitgründerin von littleplan, teilen ihre Erfahrungen und geben wertvolle Tipps zu diesem Thema, das im Familienalltag so präsent ist.
Es ist eine Situation, die viele von uns kennen: Wir verbringen einen herrlichen Tag in der Natur, doch plötzlich bemerken wir eine Zecke auf unserer Haut oder der unserer Kinder. Sofort stellt sich die Frage: Was ist zu tun? Sollten wir sie einfach herausdrehen, wie es uns früher gesagt wurde? Oder gibt es mittlerweile bessere Methoden, um das Risiko einer Infektion zu minimieren?
WAS IST BEI EINEM ZECKENBISS ZU TUN?
Zecken sind auf den ersten Blick kleine dunkle Insekten, die in der Natur kaum auffallen. Doch wenn sie sich erst einmal festgebissen haben und sich mit unserem Blut vollsaugen, wachsen sie relativ schnell.
Früher gab es den Mythos, dass man Zecken herausdrehen sollte, als hätten sie Gewindeköpfe. Doch in Wirklichkeit halten sich Zecken mit Widerhaken in der Haut fest. Deshalb ist eine Pinzette ein gutes Werkzeug, um sie zu entfernen. Man muss jedoch keine speziellen Drehbewegungen machen, sondern greift die Zecke einfach an der Haut, wo sie sich festgebissen hat, und ziehtsie kräftig heraus, um sicherzugehen, dass man alles erwischt.
Wünschenswert wäre es, den Kopf der Zecke zu entfernen, da eine lokale Hautinfektion entstehen kann, wenn er in der Haut stecken bleibt. Insbesondere bei Kindern, die dazu neigen zu kratzen, können dadurch weitere Krankheitserreger in die Wunde gelangen. Vor allem aber sollte man darauf achten, den Körper der Zecke vollständig zu entfernen, damit es nicht zur Übertragung von Infektionskrankheiten kommt.
WELCHE KRANKHEITEN KÖNNEN DURCH EINEN ZECKENBISS ÜBERTRAGEN WERDEN?
In Deutschland gibt es zwei relevante Krankheiten, die von Zecken übertragen werden:
- die Borreliose und
- die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Die Borreliose
Die Borreliose wird durch Bakterien verursacht, die in vielen Zecken in Deutschland vorkommen. Etwa 10 bis 35 Prozent der Zecken tragen diese Bakterien in sich.
Typischerweise bildet sich bei einer Borrelieninfektion innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach dem Biss ein roter Ring um die Einstichstelle, der als Erythema migrans bezeichnet wird. Dieser Ring hat einen Durchmesser von etwa 5 Zentimetern und umschließt die eigentliche Einstichstelle, die einem Mückenstich ähnelt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Borreliose-Infektionen mit einem solchen Ring einhergehen. Bei einigen Menschen treten möglicherweise keine sichtbaren Anzeichen auf.
Wenn sich die Borreliose-Bakterien im Körper ausbreiten, können verschiedene Symptome auftreten. Dazu gehören ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, Gelenkschmerzen und Schwellungen. Im Falle einer Ausbreitung in die Nervenzellen kann es zu einer sogenannten Neuroborreliose kommen, die starke Nervenschmerzen, Hirnhautentzündung, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und sogar Krampfanfälle verursachen kann. Diese Symptome treten normalerweise erst einige Wochen bis Monate nach dem Zeckenbiss auf.
Die Behandlung der Borreliose erfolgt in der Regel mit Antibiotika, welche bei Auftreten eines Erythema migrans für 14 Tage verabreicht werden sollten. Die Behandlung der Neuroborreliose ist deutlich langwieriger und erfolgt neben einer Antibiotikatherapie symptomorientiert. Neben der Borreliose gibt es noch eine weitere von Zecken übertragene Krankheit namens Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Viren verursacht wird. Diese Krankheit ist in Deutschland seltener als die Borreliose, kann aber ebenfalls sehr gefährlich sein. Eine Impfung kann hier effektiven Schutz bieten.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die Übertragung der FSME-Viren erfolgt durch den Biss einer infizierten Zecke. FSME verläuft in der Regel in zwei Phasen. In der ersten Phase treten nach einer Inkubationszeit von etwa 7 bis 10 Tagen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen auf, die dann wieder abklingen. Etwa eine Woche später kann es in der zweiten Phase im Rahmen einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder einer Hirnhautentzündung (Meningitis) zu neurologischen Ausfällen kommen (Lähmungserscheinungen, starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle). Sehr häufig verläuft die Infektion jedoch auch asymptomatisch, also ohne jegliche Krankheitszeichen.
Es gibt keine spezifische Behandlung gegen FSME, daher ist eine Impfung der beste Schutz vor dieser Krankheit. In Deutschland gibt es ausgewiesene FSME-Risikogebiete, welche jährlich vom Robert-Koch-Institut aktualisiert und veröffentlicht werden. Eine Impfung wird empfohlen, wenn man in einem solchen Risikogebiet lebt oder dorthin reist. Als Hochrisikogebiete gelten vor allem viele Regionen in Baden-Württemberg und Bayern.
Die Impfung kann bereits ab dem ersten Lebensjahr in Erwägung gezogen werden und besteht aus einer Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen, sowie einer dritten nach acht bis zwölf Monaten. Eine Auffrischung sollte dann alle drei Jahre erfolgen.
Wenn Fragen oder Unsicherheiten bestehen, ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen, der weitere Informationen und Empfehlungen geben und die betroffene Stelle begutachten kann.
Erste-Hilfe-Wissen für euren Familienalltag:
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